Interview mit Gerhard Höberth

Wir haben mit Gerhard Höberth ein Gespräch geführt.

WSL Team: Hallo Gerhard, Wasserburg Leuchtet 2008 steht vor der Tür, bist du im Stress?

Gerhard Höberth: Ein bisschen stressig wird es zum Herbst hin immer. Nicht nur wegen Wasserburg Leuchtet. Im Herbst ist generell die kulturell ruhige Sommerzeit vorbei. Da kommt von mehreren Seiten wieder Arbeit auf mich zu. Aber natürlich nimmt Wasserburg Leuchtet schon einen Großteil meiner Zeit in Anspruch.

WSL Team: Du machst ja nicht nur als Künstler mit, sondern hast auch sonst einige Aufgaben übernommen, zum Beispiel die Gestaltung der Plakate.

Gerhard Höberth: Ich bin ja nicht nur Künstler sondern auch graphisch immer wieder im Einsatz. Das mache ich dann natürlich auch für Wasserburg Leuchtet. Ich gestalte dabei nicht nur die Plakate sondern auch Zeitungsanzeigen, die großen Werbebanner und vor allem die Werbevideos. Sowohl für Wasserburg Leuchtet selbst, als auch für die Präsentation der Sponsoren. Da ist schon einiges an Arbeit zu leisten.

WSL Team: Du bist nun das dritte Mal dabei. Wie bist du zu Wasserburg Leuchtet gekommen?

Gerhard Höberth: Eigentlich bin ich das vierte Mal dabei. Aber im ersten Jahr, das war 2005, gab es Probleme mit der Lieferung einer Leinwand. Aus diesem Grund lief das Video „Qu-Bits“, dass ich extra für diesen Abend entworfen hatte, erst ein Jahr später an der Hofstatt. Begonnen hat alles mit einer Anfrage von Urs Hasler an den AK68, ob man sich nicht mit künstlerischen Inhalten an dem Fest beteiligen wolle. Schließlich ist das Fest Wasserburg Leuchtet immer schon als kulturelles Ereignis gedacht gewesen und nicht einfach nur als ein Volksfest unter vielen in der Region. Der damalige Vorstand – ich war damals ja noch nicht im Vorstand – hatte diese Information dann an seine Mitglieder weitergeleitet. Aber außer meinem Beitrag scheint nicht viel Reaktion gekommen zu sein. Was mich damals sehr gewundert hat. Aber ich war eben aus Wien eine ganz andere Kooperation unter Künstlern einerseits und zwischen Kunst und der Öffentlichkeit andererseits gewohnt.

WSL Team: Das wäre meine nächste Frage gewesen. Was hat dich eigentlich von Wien nach Wasserburg gezogen?

Gerhard Höberth: Das hatte ganz private Gründe. Ich lernte bei einem Seminar am Chiemsee meine jetzige Frau kennen. Einige Zeit führten wir eine Fernbeziehung. Aber irgendwann wurde uns das hin und her fahren doch zu viel. Da wir beide künstlerisch tätig und somit an keinen Ort gebunden sind, suchten wir ein neuen gemeinsames Lebenszentrum. Da entdeckten wir Wasserburg, die „Stadt der Künstler“, wie es immer wieder hieß.

WSL Team: Und? Hat sich dieses Image der Stadt für euch bestätigt?

Gerhard Höberth: Anfangs war es schwierig. Aber das hatte natürlich auch mit meinen Erwartungen zu tun. Es ist eben ein großer Unterschied, ob man in einer Stadt mit 2 Millionen Einwohnern als Künstler lebt, oder in einer Stadt mit 12.000 Einwohnern. Hier gibt es nicht so viele kulturelle Nischen, nicht so viele eigenständige soziale Ökosysteme, in denen man überleben kann. Es ist eben kleinstädtischer. Das heißt nicht, dass es sich als Künstler hier schlechter lebt. Man muss sich nur darauf einstellen können. Meine beruflichen Kontakte sind immer noch größtenteils überregional. In Wasserburg lebe ich und fühle mich inzwischen hier daheim.

WSL Team: Ist das der Grund, warum die Stadt Wasserburg bei einigen deiner Videos für Wasserburg Leuchtet Thema ist?

Gerhard Höberth: Wenn man ein „Zug`reister“ ist, hat man immer einen anderen Blick auf einen Ort, als wenn man dort geboren ist. Oft sieht man auch Potentiale und Gefahren, die anderen verborgen bleiben. Vielleicht bildet man sich das aber auch nur ein (lacht). Aber generell steht man doch immer vor der Frage, wie viel Vergangenheit muss bewahrt werden und wie viel Innovation ist damit verträglich. Das ist für eine so historisch bedeutsame Stadt wie Wasserburg umso wichtiger. In dem Fest Wasserburg Leuchtet sehe ich eine gelungene Mischung, die die Stadt vortrefflich präsentiert: Historisches Ambiente wird künstlerisch hervorgehoben und unterstrichen durch modernste Technik. Da ist alles drin, was Wasserburg für eine gelungen Zukunft braucht: Einerseits die Bewahrung der Geschichte ohne dadurch zum Museum zu werden, andererseits Innovationen auf der Höhe der Zeit, ohne durch die technische Effizienz der Postmoderne ihren individuellen Charakter aufs Spiel zu setzen und - last but not least – die Präsentation der Stadt als ein herausragendes kulturelles und künstlerisches Zentrum und zwar regional, national und international. Denn auch wenn es vielleicht vielen nicht bewusst ist, aber Wasserburg Leuchtet ist eine Veranstaltung, die das Potential hat, mit großen künstlerischen Events dieser Welt mitzuhalten, weil es sich mit den akustischen und visuellen Beiträgen in jenen Bereichen bewegt, in denen die künstlerischen Innovationen unserer Zeit geschehen.

WSL Team: Vielen Dank für dieses Lob.

Gerhard Höberth: Das war überhaupt nicht als Lob für euch gedacht (grinst). Das ist für mich einfach Tatsache und das wollte ich zum Ausdruck bringen.

WSL Team: Nun sind deine Beiträge ein nicht unwesentlicher Teil dieses Festes. Lass uns mal darüber reden. Wie würdest Du selbst deine Kunst beschreiben?

Gerhard Höberth: Oh, ja. Ich sollte diese Gelegenheit über meine Kunst zu sprechen wirklich nicht verpassen (lacht). Ich sollte vielleicht einfach erzählen, wie sich meine Kunst entwickelt hat. Ursprünglich war ich Computertechniker und Programmierer. Meine Kunstkurse besuchte ich damals mehr nebenbei und gestaltete hauptsächlich kontrastreiche Grafiken in Schwarz-Weiß. Mit Mitte Zwanzig arbeitete ich dann die Hälfte meiner Zeit als Technischer Zeichner am Computer und die andere Hälfte als Maler vorwiegend mit Ölfarben. Meine Vorbilder waren damals – natürlich neben den Meistern des phantastischen Realismus der Wiener Schule wie Aric Brauer und Ernst Fuchs – Salvatore Dali, Rene Magritte und M.C.Escher. Während sich in meiner Kunst die Faszination für alles Technische immer mehr Bahn brach und mich zu einer Kombination von Airbrush und Ölfarbe brachte, so verlor sich im Gegenzug bei meinem zweiten Standbein der Zwang zur Präzision und ich verlagerte meine Arbeit in Richtung Grafik. Ende der Achziger Jahre - als ich meiner zweiten Vorliebe neben der Kunst, der Philosophie nachgab - verschmolzen schließlich diese beiden Wege und ich begann mit der Computerkunst. Wenn ich allerdings Bilder male, dann werden die Rohfassungen aus dem Computer auf der Leinwand mit lasierender Acrylfarbe zu originalen Unikaten verfeinert. Die Videos, wie sie bei Wasserburg Leuchtet zu sehen sind, sind ja nur ein kleiner Teil meiner künstlerischen Arbeit. Aber ein Teil, der mir sehr viel Spaß macht.

WSL Team: Kannst du uns schon verraten, was du für dieses Jahr als Neuerungen geplant hast?

Gerhard Höberth: Drei Dinge fallen mir dazu ein: Erstens habe ich mich in meinen Videos dahingehend weiterentwickelt, dass die Verbindung zwischen Musik und Bild nun immer enger wird. Dann habe ich mich mit dieser Technik auch einmal an ein klassisches Thema heran gewagt. Und zudem wird es dieses Jahr das erste mal meine Videos als limitierte DVD-Kunst-Edition auch zu kaufen geben. Ich freue mich schon auf das Fest und wünsche uns allen für den 19. September einen schönen Herbstabend.

WSL Team: Vielen Dank für das Gespräch.

Gerhard Höberth: Ich bedanke mich.

 

Gerhard Höberth's Kunst: www.hoeberth.de

Gerhard Höberth's Philosophie: www.evidence-online.net