Optische Illusionen auf dem Findling

Interview von “Wasserburg-Leuchtet” mit dem Künstler Gerhard Höberth...

WBL: Du bist jetzt seit mehr als zehn Jahren kreativer Teil von Wasserburg Leuch-
tet. Trotzdem kennt dich natürlich nicht jeder der Besucher. Kannst du dich vielleicht
kurz vorstellen?


GH: Ich stamme ursprünglich aus Wien, wohne aber schon seit 26 Jahren in Wasser-
burg. Ich bin gelernter Computertechniker, habe Philosophie studiert und bin seit 40
Jahren freischaffender, selbständiger Künstler. Seit 30 Jahren habe ich all diese Pas-
sionen verbunden und habe mich der Computerkunst verschrieben.


WBL: Diese Computerkunst bringst du ja auch bei Wasserburg Leuchtet ein und
neben vielen Videos, die du da gezeigt hast und so manch beeindruckender Groß-
dia-Serien, sind natürlich die Fassadenmappings von dir in der Hofstatt aufgefallen.
Kannst du uns dazu etwas sagen?


GH: Kunst ist ja generell das Erzeugen von Illusionen im Geist anderer Menschen
und daraus entsteht am Ende Kultur.


WBL: Das klingt, als würdest du der Kunst einen sehr hohen Stellenwert einräumen.
Aber was hat das mit deinen Fassadenmappings zu tun?


GH: Das Erzeugen von Illusionen ist doch beim Mapping das Wichtigste. Schließlich
geht es dabei darum, den Eindruck von 3D-Strukturen zu erwecken, die real gar nicht
vorhanden sind. Das macht die Faszination daran aus. Und um diesen Effekt hervor-
zurufen, muss man wissen, wie Illusionen entstehen. Es sind die Gesetze von Licht,
Optik und Perspektive, denen ich dabei folgen muss. Neben den Ideen, welche Illu-
sionen ich auf die Hauswand bringen will, war es auch dieser mathematisch-physika-
lische Hintergrund, der mich an der Arbeit gereizt hat: Wie kann ich auf einer flachen
Hauswand den Eindruck eines räumlichen Vorgangs erzeugen?


WBL: Nun möchtest du ja in ähnlicher Form Illusionen im Amphitheater am Stoa
erzeugen. Worin liegt da jetzt für dich der Unterschied?


GH: Anders als in der Hofstatt, wo mein Mapping jede Stunde lief und ca. eine Vier-
telstunde dauerte, soll es am Stoa ein permanent durchlaufendes Ambiente
erzeugen. Um ein Mapping zu erstellen, muss ich die Strukturen, auf die ich proji-
zieren will, im Computer als dreidimensionales Modell abbilden und die Perspektiven
von Beamer und Zuschauer aufeinander abstimmen. Ich habe deshalb aus fast 1000
Fotos ein Modell vom Stoa erstellt. Bei Fassadenmappings habe ich die Hausfläche
mit den Fenstern und ich weiß, wo die Zuschauer ungefähr stehen werden. Am Stoa
ist alles anders und viel komplexer.

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(Der Findling wird vermessen)

WBL: Das klingt nach einem großen Arbeitsaufwand.


GH: Wenn ich als Österreicher kurz einen Bayern zitieren darf: Karl Valentin sagte:
«Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.» Die wahre Kunst besteht aber gerade
darin, die Illusionen zu erzeugen und den Arbeitsaufwand für die Zuschauer hinter
einer gefühlten Leichtigkeit zu verstecken. Die Leute kommen ja nicht, um zu sehen,
wie viel Arbeit wir uns machen, sondern weil sie sich in einem schönen Ambiente
erholen wollen.


WBL: Danke für das Gespräch.


GH: Ich danke euch.

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(Der Findling verwandelt sich)

Optische Illusionen auf dem Findling